Die letzten Vorbereitungen und Tschüss sagen

Nach dem Reach hatte ich noch 5 Wochen in meiner Heimat. Am Freitag dem 23.07.2021 war mein Abiball und damit konnte ich ein weiteres Kapitel abschließen. Die Schule war nun endgültig vorbei und ich wusste: Jetzt fängt etwas Neues an. In den nächsten vier verbleibenden Wochen wollte ich mich mental darauf einrichten bald weg zu sein. Aber wie das eben immer so ist: wir bleiben eben doch wir und auch Verabschiedungen sind im echten Leben niemals wie im Film. Ich kann nicht einmal sagen, ob ich die ganzen Abschiede mittlerweile verarbeitet habe. Trotzdem war jeder Einzelne davon besonders und richtig wichtig für mich.

Das erste große Event war die Abreise meiner besten Freundin Sunny am 2. August, die auch ihr nächstes Jahr im Ausland verbringen wird. In der Woche vor ihrer Abreise war sie jedoch mit ihrer Familie im Urlaub. Also hatten wir ein Wochenende um uns richtig voneinander zu verabschieden. Wir haben uns mit Karl (unserem besten Freund) getroffen und einfach Zeit miteinander verbracht.

Karl, Sunny und ich bei einem gemeinsamen Chorauftritt
Wir bei unserem letzten Treffen
Sunny und ich

Die Verabschiedung fiel uns allen unglaublich schwer und dennoch war es schön, dass das Abenteuer auf das Sunny gewartet hatte nun anfing. Am Montag dem 2. August sind wir um 5 Uhr aufgestanden um nach Berlin zum Flughafen zu fahren. Nach einer kleinen Komplikation beim einchecken hat alles Weitere gut geklappt und wir waren alle sehr froh, dass Sunny am Montagabend heil und sicher angekommen ist.

Da das alles ziemlich durcheinander ist, habe ich euch hier eine Monatsübersicht mit allen wichtigen Schlüsseldaten eingefügt

Nachdem Sunny abgereist war, hatte ich noch drei Wochen bevor es bei mir losging und dementsprechend stand auch noch genug an. Am 6. August hatte ich einen Erste-Hilfe-Kurs, dessen Bescheinigung Pais Deutschland noch von mir brauchte. Einen Tag später, am Samstag dem 7. August ging es für meine Tante und mich für eine Woche nach:

Wer nicht weiß, was Taizé ist, kann hier auf den Button klicken und sich die Internetseite anschauen 🙂

In der Kirche von Taizé

Dort habe ich ganz viele neue Leute kennengelernt und musste auch mit allen Englisch sprechen. Deshalb war es die perfekte Vorbereitung für mein Auslandsjahr. Trotz allem ist Taizé aber auch ein Ort der Stille und des Ausruhens, und auch das konnte ich in dieser Woche erleben. Als ich wieder da war wurde es ernst und ich habe gemerkt, dass es wirklich nicht mehr lange hin ist. Trotzdem war keine Zeit zum Koffer packen, da ich mich noch von so vielen anderen Menschen verabschieden wollte.

Am Montag und Dienstag habe ich mich mit Doro getroffen, die ihr letztes Jahr mit Pais in London verbracht hat. Jeder kann sich denken, dass ich mich darauf besonders gefreut habe. Wir haben ganz viel gequatscht und konnten uns nun auch endlich mal wieder face-to-face austauschen. Der Abschied von ihr fiel mir besonders schwer, da wir uns ja nun wieder ein Jahr nicht sehen werden. Aber immerhin haben wir darin ja schon Übung ;D

Doro und ich bei meinem 18. Geburtstag
Bei unserem letzten Treffen, bevor ich nach Nordirland geflogen bin
beim Treffen vor Doros Auslandsjahr

Die wirklich allerletzten Tage habe ich dann noch mit anderen Freunden verbracht und mich verabschiedet. Ich habe noch einmal Karl besucht und mich mit meiner Kindergartengruppe getroffen. Wir hatten uns ca. 8 Jahre lang nicht mehr wirklich gesehen und schon längst nicht getroffen um zu quatschen oder sich auszutauschen. Ich war sehr dankbar, dass wir dazu noch einmal die Möglichkeit hatten, bevor es für mich nach Nordirland ging. Am Samstag dem 21. August hatten wir noch eine Familienfeier, bei der ich mich von allen verabschieden konnte. Wir hatten super viel Spaß und leckeres Essen. Es hat sich also fast schon wie eine Abschiedsfeier für mich angefühlt. Auf dem Rückweg bin ich dann das letzte Mal in Deutschland Auto gefahren und habe mich damit vom gewohnten Rechtsverkehr verabschieden können.

Und dann kam der Sonntag… Jetzt wusste ich, dass mir wirklich nur noch ein Tag Zuhause bleibt und ich hätte ihn nicht besser nutzen können. Der Tag begann mit dem letzten Gottesdienst in unserer Kirche und der Verabschiedung von Magda. Wir haben noch einmal über alles geredet, was uns im Moment so beschäftigt und sie hat ihr Geburtstagsgeschenk bekommen. Nach dem wir mal wieder viel länger gebraucht hatten als wir dachten, bin ich zum Mittagessen zu meiner Oma gefahren. Dort konnte ich mich von meinen Cousinen und meinem Onkel verabschieden. Nach einem leckeren Essen und ganz vielen Gesprächen bin ich mit meinen Eltern, meinem Bruder und seiner Freundin nach Hause gefahren um endlich mit dem Packen anzufangen.

Magda und ich bei meinem 18. Geburtstag
mit meiner Cousine Elisabeth
kurz vor der letzten Umarmung
mit meiner Cousine Martha

Also fing ich Sonntag Nachmittag mit dem Packen an. Da stellte sich aber natürlich die Frage: Was nimmt man denn für ein Jahr lang alles mit? Wie kann ich denn ein Jahr in einen großen und einen kleinen Koffer packen? Aber eins ist mir klar geworden: man packt genau wie für einen zwei Wochen Urlaub. Das Einzige was dazu kommt sind persönliche Gegenstände, wie mein Tagebuch, meine Bibel, Blöcke und Fotos. Dinge wie Zahnbürste, Schlafanzug, Pullover, Hosen, T-Shirts, Schuhe, Jacken, Handtücher und Waschzeug nimmt man schließlich eh immer mit. Also habe ich mich mit meiner Mama angefangen alle Sachen die ich mitnehmen möchte auf dem Boden zu verteilen und auszusortieren, was vielleicht doch nicht so ganz sinnvoll zum mitnehmen ist. (Braucht man denn keine 11 Pullover??)

Den ganzen Abend habe ich gepackt, gesucht, mich verabschiedet und gefühlt als würde alles zu schnell gehen.

Zwischendurch gab es tatsächlich auch ein paar Tränen, nachdem mir meine Mama eine Kerze mit dem Aufdruck: „Meine liebe Tochter, du bist genau so geworden, wie ich es mir immer vorgestellt habe„, geschenkt hat. Immer mehr habe ich verstanden, wie gesegnet ich mit diesen ganzen Möglichkeiten und Menschen in meinem Leben bin.

Die Kerze, eine Lichterkette und (eigentlich zwei) Reisetagebücher

Ich denke viele von euch interessiert es, ob ich denn wirklich gehen wollte beziehungsweise ob es mir schwer fiel zu gehen. Und ich kann dazu keine Ja oder Nein Antwort geben. Einerseits liebe ich mein Zuhause – meine Familie, unser Dorf, unsere Kirchgemeinde und meinen Platz darin, meine Freunde, die Teiche, unser Haus, das Grundstück, den Wald, mein Zimmer, deutsche Supermärkte und auch den Alltag.

Aber L – E – B – E – N ist auch irgendwie mehr als das. Mein Zuhause wird immer mein Zuhause bleiben, meine Familie immer meine Familie und meine Freunde immer meine Freunde. Ich kann nicht beeinflussen ob alles genauso bleiben wird wie ich es verließ, aber ich habe alles so im Herzen und kann nur dazulernen. Und das muss nicht nur für ein Auslandsjahr gelten. Viele meiner Freunde bleiben in Deutschland und doch fängt ein neuer Lebensabschnitt für sie an, der genau dieselben Erkenntnisse mit sich bringt.

Aber zurück zu meinem Pack-Erlebnis. Ungefähr um 20:00 Uhr war ich näherungsweise mit dem Packen fertig und habe mich ein letztes Mal mit meinen Eltern auf die Couch gesetzt um die Tagesschau zu gucken. Dann wurden noch ein paar sentimentale Gespräche geführt und Umarmungen verteilt, bis ich dann ca. um 22:00 Uhr ins Bett gegangen bin. An Schlaf war da aber irgendwie noch nicht wirklich zu denken, obwohl ich super müde war. Dann bin ich das letzte Mal meiner Abendroutine gefolgt und wollte noch ein bisschen meine Gedanken aufschreiben. Die letzte Überraschung Zuhause, war der Besuch meines Bruder mitten in der Nacht, um mir ein Plakat aus Taizé zu schenken, was er in seinem Auslandsjahr dabei hatte. Rundum würde ich sagen, war das für mich ein perfekter letzter Tag in Deutschland. Und wie das Abenteuer dann nun endlich los geht, erfahrt ihr im nächsten Beitrag. Bis dann 👋🏼

Es folgen noch ein paar Impressionen aus den letzten Wochen Zuhause:

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