Was bedeutet überhaupt der erste Half-Term?
Unser Pais Jahr ist in drei Terms geteilt. Der erste geht bis Dezember, der zweite bis Ostern und der dritte bis Juli. Und der erste Half-Term bedeutete für uns die Zeit vom 19. September bis zum 23. Oktober.
Fangen wir also einmal an. Als erstes berichte ich am Besten vom Back to Church Sunday. Das war ein besonderer Gottesdienst, denn das erste Mal seit langem fing die sogenannte „Kids Church“, also der Kindergottesdienst wieder an. Dorit und ich hatten unter der Woche geplant, was wir mit den Kids machen wollen und haben dann angefangen die Kinder kennen zulernen. Die sind alle wirklich super süß und wir beendeten diese Kids Church mit einem Lächeln. Außerdem war es schön, dass die Familien vom Familienfest am Samstag gekommen waren und ihren verdienten Preis abholen konnten.

Und naja… ich hatte den ganzen Sonntag eigentlich nur an meine verloren gegangene Flasche gedacht, die mir einfach nicht aus dem Kopf gehen wollte. Hier möchte ich kurz erklären, warum mir diese Flasche so am Herzen liegt. Meine Mama hatte lange nach plastikfreien Glasflaschen gesucht, die mein Bruder und ich mit in die Schule nehmen können, die nicht super schnell kaputt gehen und in die man ohne Sorgen kochend heißes Wasser (zum beispiel für Tee) einfüllen kann. Lange dachten wir, dass das unmöglich ist, bis meine Mama „Emil-die-Flasche“ gefunden hat…. Diese kann nämlich genau das alles, hält Tee warm, kühlt Getränke im Sommer, wird in Deutschland hergestellt und kann durch den Schutz drumherum so gut wie nicht kaputtgehen. Mein Emil begleitete mich seitdem jeden Tag in die Schule und eben auch nach Nordirland. Ich wollte ihn einfach nicht verloren haben.
(Das klang wie eine schlechte Werbung, aber ich mag die Flasche und das Konzept einfach so gerne)
Glücklicherweise hatten wir, da wir Samstag gearbeitet haben, am Montag einen freien Tag. Und da ich unglaublich tolle Teamkollegen habe, hat Dorit einen Zug rausgesucht und mit dem sind wir dann am Montagvormittag also noch einmal zur Helen’s Bay und Crawfordsburn gefahren.
Die Zugfahrt führte uns durch unglaublich schöne Landschaft und ich kann mich daran erinnern, wie wenig ich doch von Belfast und Nordirland zu diesem Zeitpunkt gesehen hatte. Also stiegen wir in Helen’s Bay aus und liefen zum Strand.
Und dann ging die Suche los. Mit Alan sind wir am Samstag von Crawfordsburn gestartet und dann zur Helen’s Bay gelaufen. Die Busstation war aber näher an Helen’s Bay und so begannen wir von dort. Ich hatte leider keine Ahnung mehr, wo ich sie hätte liegen lassen können und wir haben wirklich alles abgesucht. Nachdem wir am ganzen Strand geschaut hatten, beschlich mich schon die Angst, ich hätte meine Flasche in der Nähe des Meeres verloren und sie schwimmt jetzt auf dem Ozean davon. Die Hoffnung hatten wir aber noch nicht aufgegeben und haben weiter den 1,2 km langen Strandabschnitt nach meiner Flasche abgesucht. Nachdem sie wirklich nirgends zu sehen war, wurde ich immer trauriger, denn wir waren ja nun extra hingefahren und wollten schon aufgeben. Aber am Ende waren wir noch nicht angelangt, deswegen: weiter!
Und dann am Strandabschnitt bei Crawfordsburn schaue ich in die Ferne und hab das Gefühl, jetzt finde ich sie. Und siehe da, ich hab ein kleines graues etwas gesehen. Klar, hätte ich mich getäuscht haben können, aber versuchen muss man es ja. Das heißt, wir gehen immer weiter ran und auf den letzten Metern konnte man mich nicht mehr aufhalten. Dorit war ganz verdattert, weil ich bis dahin noch nichts von meiner Vermutung gesagt hatte. Ich hatte meinen Emil gefunden!! Da hing er am Zaun, am Beach von Crawfordsburn. Ein bisschen sandig und leicht nass, aber meine Flasche war wieder da und ich konnte es nicht glauben!!


Den Rest des Ausfluges haben wir noch mit lesen in der Sonne verbracht, das schöne Wetter und die Meerluft genossen und sind dann wieder zurückgefahren. Dieser Tag, war ein absolut voller Erfolg!

Ja und dann ging die Arbeit los. Was ich noch nicht richtig erzählt habe, ist, dass wir die ganze Zeit schon auf einen Umzug gewartet haben. Das Haus in dem wir gewohnt haben, war nur eine Übergangswohnung, in der die letzten Pais-Teams (die mit einer anderen Kirche gearbeitet haben) gewohnt hatten. Wir sollten eigentlich schon gleich nach dem FT umziehen, nur leider dauert das in Nordirland irgendwie alles immer ein bisschen länger. Also haben wir jede Woche gehofft, das „GO“ für den Umzug zu bekommen, wurden nur leider meistens enttäuscht. Nach dreieinhalb Wochen haben Liana und ich dann auch endlich einmal angefangen unsere Sachen in die Schränke zu räumen und nicht mehr aus Koffern zu leben, weil wir es irgendwie auch nicht mehr ausgehalten haben.
Die ersten Wochen bestanden tatsächlich hauptsächlich aus Planung und vielen kleinen Dingen. Highlight dabei, waren immer die Dienstage und Freitage, wenn wir uns in St. Clements zum Outreach getroffen haben. Das bedeutet, wir haben kleine Päckchen gepackt und sind dann in die Area gegangen, um Menschen oder Läden diese Päckchen zu schenken. Hört sich komisch an, im Endeffekt macht es aber super viel Spaß und die meisten Menschen sind so freundlich.










In dieser Woche gab es ebenfalls ein paar Highlights. Am Mittwochabend waren wir das erste und tatsächlich leider einzige Mal bei einer Bible study Group in St. Clements und haben da wirklich viel mitgenommen. Am Donnerstag waren wir nach der Arbeit bei einer Frau aus der Kirche essen, die uns eingeladen hatte und uns mit sehr leckerem Essen versorgt hat.

Am Freitag hatten wir dann ein Safeguarding Training in St. Clements um einfach auch noch einmal von der Kirche hören zu können, was denn nun ihre Regeln sind. Die restliche Arbeitszeit füllte sich auch in dieser Woche mit Planung von JG’s, Kids club, Kindergottesdienst und so weiter. In der restlichen Zeit haben wir Haverim gemacht, Livewire geschaut und an unseren Team Member Projects gearbeitet.




An diesem Freitag gab es ein weiteres Highlight, auf das wir schon sehnsüchtig gewartet haben. Wir konnten das erste Mal in unser neues Haus rein gehen und die Zimmeraufteilung begutachten. Dafür haben wir dann in jeder freien Minute Möbel ins neue Haus getragen, geputzt und geplant, was wohin kommen soll. Leider waren die meisten Möbel noch nicht aufgebaut und es lag sehr viel Zeug überall herum. Außerdem brauchte dieses Haus trotz Renovierung eine ordentliche Putzaktion, von denen ich allerdings später berichten werde. An diesem Tag, haben wir erst einmal Möbel geschleppt.



Nach diesem Tag waren wir super happy aber uns graute es auch ein bisschen neben der Arbeit zwei Häuser zu putzen und dann noch irgendwie umzuziehen. Trotzdem wog die Freude auf jeden Fall mehr als die Angst vor dem Stress.
Am Samstag waren wir dann das erste Mal auf dem St. Georges Market und ich war hin und weg von diesem Ort. Es ist eigentlich einfach eine große Markthalle, mit ganz unterschiedlichen Ständen, Essen und Accessoires. Dieser Tag war ebenfalls super sonnig und wir haben auf jeden Fall das warme und schöne Wetter in Belfast genossen.



Tatsächlich habe ich auf dem St. Georges Market auch das erste Mal eine deutsche Familie getroffen. Wir haben uns kurz unterhalten und es war irgendwie ganz seltsam auf jemanden zu treffen, der die gleiche Sprache spricht. Und sofort habe ich auch gemerkt: nur weil man dieselbe Muttersprache hat, muss das nicht heißen, dass man sich ohne Probleme verständigen kann. Mit manchen Menschen ist sich unterhalten eben einfach einfach und mit anderen nicht. Das liegt gar nicht so sehr an der Muttersprache, wie man denkt.
Nach dem wir auf dem St. Georges Market ein kleines bisschen entspannen konnten, ging es für Liana und mich wieder zum neuen Haus um weiter zu putzen und aufzuräumen.
Auf jeden Fall war diese Woche auch ein voller Erfolg und am Sonntag hieß es für uns wieder Kindergottesdienst. Auch das war wieder sehr aufregend und wir hatten sehr viel Spaß dabei.


Außerdem haben wir an diesem Sonntag mit Spannung die Bundestagswahl in Deutschland verfolgt und gebangt, dass sie gut ausgeht. In der Woche habe auch ich meine Stimme abgegeben und fand es sehr aufregend das erste Mal mitwählen zu dürfen.

Das nächste große Highlight fand am Dienstag, dem 28. September statt, denn da war National Day of Prayer for Schools. Dieses Event war von Pais organisiert und jedes Team hat in seiner Kirche dafür gebetet. Wir sind also alle in St. Clements zusammengekommen und haben für Schüler, Lehrer, Schulen in der ganzen UK, Schulen in Belfast und für beispielsweise Gesundheit oder Zusammenhalt zwischen den Schülern, gebetet. Dazu gab es verschieden Stationen in der Kirche, wo Zettel lagen und Menschen einfach zur Ruhe kommen und beten konnten. Hier ein paar Eindrücke von diesem Ereignis.






Außerdem haben wir auch an diesem Tag jede freie Minute im neuen Haus verbracht, aufgeräumt, geputzt, eingeräumt und Möbel verrückt.
Und schon am Mittwoch ging es für uns mit aufregenden Dingen weiter. Wir absolvierten unsere erste Local Mission und sind dafür in die Umgebung der BCC gegangen, haben kleine Päckchen gepackt und denen Läden im Umkreis oder auch einfach Menschen auf der Straße gegeben. Mein Highlight war auf jeden Fall der Fakt, dass wir auch gefragt haben, ob wir für Leute beten dürfen. Meistens wurde dabei „Nein“ gesagt, womit wir natürlich auch gerechnet hatten. Allerdings bin ich nichtsahnend zu einem älteren Mann hingegangen, hab ihm die kleine Tüte gegeben und gefragt, ob ich für ihn beten könnte… Und tatsächlich hat er einfach „Ja“ gesagt. Ich war natürlich total überfordert und habe keine zusammenhängenden englischen Sätze herausgebracht, aber er hat sich gefreut und ich war unglaublich stolz und dankbar für diesen Moment.




Und abends startete dann das erste Mal unser Kids Club in der BCC. Wir haben gehofft, dass alles gut wird und hatten Spiele, eine Geschichte aus der Bibel und eine Bastelidee vorbereitet. Es ging um Zachäus und wir haben gehofft, dass die Kinder die Geschichte mögen. Am Ende waren drei Kids da, die sehr schüchtern aber auch sehr süß waren und wir hatten eine tolle Zeit zusammen. Nach einer Dreiviertelstunde war es auch schon wieder vorbei, wir haben aufgeräumt und sind nach Hause gefahren.
Und das war noch nicht genug in dieser Woche. Am Donnerstag wurden wir nachmittags von James Crockett abgeholt und sind zu ihm nach Hause gefahren. Wir wollten den Nachmittag und Abend mit ihm und seiner Familie zu verbringen. Er hat drei Töchter und wir wollten uns alle ein bisschen besser kennen lernen. Das ganze Treffen war super schön und wir haben Monopoly gespielt, uns unterhalten und gemeinsam gegessen. Nach dem Besuch hat uns James wieder nach Hause gebracht und wir waren alle ganz schön fertig. Tatsächlich ging es mir an diesem Abend wirklich nicht so gut, weil wir ständig unter Menschen waren, jede freie Minute im neuen Haus verbrachten, trotzdem so viel Neues anfangen und dann auch noch alles in einem „fremden Land“. Wir hatten schon immer wieder versucht ein kleines bisschen runter zu kommen und zu verarbeiten, nur leider kann man seinen Kopf nicht einfach abschalten oder Gedanken ohne Probleme kontrollieren. Und an diesem Abend habe ich mich einfach unheimlich überfordert gefühlt. Am Anfang dachte ich tatsächlich, dass ich das alles irgendwie wegstecke, aber an diesem Abend hat es mich einfach überrollt und die Tränen konnte ich nicht mehr zurückhalten. Und im Laufe meiner Zeit hier in Nordirland musste ich auch merken, dass das eben einfach dazugehört und auch ganz normal und menschlich ist. Mein größtes Problem war, dass ich gar nicht benennen konnte, was mich so traurig oder überfordert fühlen lassen hat. Ich konnte es einfach nicht identifizieren und musste dann eben einige Zeit mit diesem Gefühl leben.
Aber es musste weitergehen. Am Freitag stand nun endlich der Termin zum Umzug, denn unter der Woche haben wir und unsere hervorragenden Helfer das Haus soweit vorbereitet, dass man so gut wie ohne Probleme einziehen konnte. Also haben wir am Vormittag ein kleines bisschen in der Kirche geholfen, haben Äpfel an lokale Geschäfte verteilt und sind mit Menschen ins Gespräch gekommen.
Nach dem Mittag ging es dann endlich los. Wir sind nach Hause, haben noch ein paar Dinge für Pais erledigt und dann alles im alten Haus zusammengepackt. Dann sind Liana und ich schon mal mit unserem ganzen Gepäck ins neue Haus gegangen und Dorit hat das alte Haus geputzt und aufgeräumt. Und dann sind wir tatsächlich am 1. Oktober umgezogen und hatten endlich das Gefühl: Das wird für die nächsten 9 Monate mein Zuhause sein!
(Wir hatten zwar noch keinen Herd oder Ofen, aber das war uns im Endeffekt tatsächlich auch total egal)

Und auch das werden Erinnerungen aus dem alten Haus bleiben
Und auch wenn wir endlich umgezogen waren, wusste ich nicht ganz, warum ich immer noch das Gefühl hatte völlig überfordert zu sein. Aber Kopfzerbrechen hilft nichts. Es musste erst einmal weitergehen.
Was in den nächsten drei Wochen dann passiert ist, werdet ihr im nächsten Beitrag lesen können, denn dieser hier ist schon wieder einmal ganz schön lang geworden. Ich freue mich und bis dann 🙂