Am 23.10.2021, genau zwei Monate nach dem wir in Nordirland angekommen waren, haben uns Alan und Linda auf einen Roadtrip eingeladen. Sie wollten uns die Nordküste Nordirlands zeigen und haben dafür diesen Tag vorgeschlagen.
Also standen die zwei um viertel vor 10 vor unserer Tür und haben uns abgeholt. Der erste Stop war das Belfast Castle. Dieses Schloss wurde im Jahr 1811 von Charles Lanyon im Auftrag von George Chester dem 3. Marquess von Donegall gebaut. Es wurde dann im Jahr 1934 der Stadt gespendet und wird nun für große Veranstaltungen, wie z. B. Versammlungen oder auch Hochzeiten genutzt.
Aus irgendeinem Grund sind im ganzen Schlossgarten neun Katzenskulpturen verteilt. Der Legende nach sollen die Besucher des Schlosses Glück haben solange eine weiße Katze im Schlossgarten lebt. Also fingen wir ganz begeistert an zu suchen und zu zählen. Am Ende fanden wir acht Skulpturen und Alan ist der Meinung, dass die neunte Katze im Schloss lebt und sich nur selten zeigt.
Für alle geschichtsbegeisterten verlinke ich hier mal die Wikipedia Seite des Belfast Castle:
unser Weg zum Schloss eine der Katzenskulpturen 😀 Wir haben uns wie eine adlige Familie gefühlt ich war wirklich beeindruckt
Anschließend haben wir noch eine kleine Wandertour auf den nahe liegenden Cave Hill gemacht. Wir sind durch Herbstwälder gegangen und der Wald hat mich sehr an frühere Wanderungen in der Sächsischen Schweiz erinnert.
ein kleines bisschen wie Zuhause
Nach unserer Wanderung und dem Schlossbesuch haben wir Linda abgeholt, die in der Zwischenzeit bei einer Massage war und jetzt konnte es richtig losgehen.
Die erste richtige Fahrt führte uns in die Nähe von Larne an einen Platz zum Picknicken. Dort haben wir uns erst einmal ein kleines bisschen gestärkt und die vereinzelten Sonnenstrahlen genossen. Als Linda anfing den Sunshine Boogie Woogie zu singen und gemerkt hat, dass wir dieses Lied ebenfalls kennen, haben wir beschlossen eine spontane Tanzeinlage zu machen. Hier ein kleiner Ausschnitt:
ein wunderschöner Picknickplatz
Nachdem wir uns von dem wunderschönen Platz am Meer verabschiedet hatten, sind wir weiterhin der Antrim Road gefolgt und haben dabei wunderschöne Natur bewundert. Außerdem hatten wir unglaublich viel Spaß im Auto:
Zwischendurch haben wir immer mal wieder kleine Stopps gemacht und einfach die Landschaft genossen. Wohin man auch geguckt hat: überall gab es etwas unglaublich Beeindruckendes. Ob das das Meer, die Berge, die Hügel oder grasende Schafe auf weiten Wiesen war. Wir kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus.
Anschließend hielten wir in Carnlough um dort den Hafen anzuschauen. Diese Stadt war super süß und wir haben sogar eine rote Telefonzelle gefunden. Das war eines der Highlights des ganzen Trips. Leider hatte diese Telefonzelle aber kein Telefon mit dem man sich dann richtig englisch gefühlt hätte. Danach sind wir ebenfalls ein bisschen am Meer entlang gelaufen und haben kleine süße Boote gefunden, mit denen wir gerne einen kleinen Ausflug auf das Meer gemacht hätten.
ein wunderschönes Hotel die erste rote Telefonzelle!! da mussten wir natürlich gleich ein Fotoshooting machen Alan ist einfach der coolste und dann ging es auch schon eine Etage höher der Ausblick von oben der super süße Hafen
Jede kleine Autofahrtstrecke war ein absolutes Highlight, weil wir uns entweder mit Alan und Linda über irgendetwas unterhalten oder die Musik genossen haben. Auf dieser Strecke haben wir dann zum Beispiel ABBA-Lieder gehört und dabei die Landschaft genossen.
Nach ungefähr 20 Minuten hielten wir in Cushendun. Dort fanden wir wiederholt eine rote Telefonzelle, dieses Mal aber MIT Telefon. Wir haben es uns natürlich nicht nehmen lassen, einmal auszuprobieren ob man damit nach Deutschland telefonieren kann. Leider konnte man international nur Textnachrichten verschicken, aber der Versuch war es wert. Danach sind wir ein bisschen an der Straße entlang gelaufen und haben dann die kleine Dorfkirche angeschaut.
Nachdem wir wieder zurück beim Auto waren, haben wir uns seelisch und moralisch auf den nächsten Streckenabschnitt vorbereitet. Die nächste Straße führte nämlich ungefähr im 45 Grad Winkel nach oben und war vielleicht 4 Meter breit. Um ehrlich zu sein hatte ich wirklich ein kleines bisschen Angst mitten auf dieser Straße stehen zu bleiben und wieder runter zu rollen. Zu meiner Verteidigung: so etwas ähnliches ist uns nämlich in unserem Schottland Urlaub 2012 passiert. Unsere Ferienwohnung am Loch Ness lag auf einem Berg und wir hatten das Auto mit Koffern und Gepäck vollgepackt. Ab einem bestimmten Punkt ging es einfach nicht mehr weiter. Letztendlich haben wir es natürlich trotzdem zur Ferienwohnung geschafft. Und trotzdem hat sich diese Angst in mir eingebrannt :D.
Meine Angst dieses Mal war natürlich völlig unbegründet, da Alan und Linda diese Strecke schon unglaublich oft gefahren sind und solche schwierigen Straßen natürlich kennen. Als wir gerade an einem besonders steilen Abschnitt angekommen waren, hielt Alan auf einmal an und sagte uns, dass wir einmal nach hinten gucken sollten. Da sahen wir die Straße, das Meer, grüne Wiesen und im Hintergrund Berge. Ich kann mich nicht entscheiden, was das Highlight meines Tages war, aber dieser Ausblick war mindestens mein Platz zwei.
Nachdem wir versucht haben diesen Ausblick voll und ganz aufzusaugen, ging es auch schon weiter an der Küste entlang. Die folgende Landschaft hat mich regelmäßig vom Hocker gehauen. Da gibt es auf der einen Seite das große weite wunderschöne blaue Meer und auf der anderen Seite hat man die weiten grünen saftigen Wiesen mit Schafen und vereinzelten Farbtupfern, da es ja immerhin Herbst ist. Die Straße war vor allem anderen genauso wie man sie sich vorstellen würde. In Schlängellinien ging es für uns bergauf die Küste entlang.
Der nächste Stop führte uns zum Torr Head Ballycastle. Dort stellten wir das Auto am Fuße des kleinen Hügels ab uns sind dann zum tatsächlichen Schloss hoch gelaufen. Wir wussten allerdings anfangs noch nicht, wie windig es werden würde und schon nach wenigen Minuten war ich unglaublich froh über mein Stirnband, was meine Ohren vor dem heftigen Wind schützte. Als wir nach einem abenteuerlichen Pfad oben angekommen waren, blieb uns allesamt die Luft weg. Wohin man auch sah… die pure Natur, die einfach einmal Natur sein durfte. Klippen, das Meer, das verfallene Schloss, die grünen Wiesen, ein kleines abgelegenes Haus mitten im Nirgendwo, ein paar Schafherden und wir mitten drin. Auch wenn der Wind uns fast weggepustet hat, hielten wir stand und genossen mindestens 30 Minuten einfach nur diese Aussicht. In diesem Moment wurde mir tatsächlich klar, dass Nordirland nach diesem Jahr für immer ein Teil meines Lebens sein würde. Und auch wenn ich niemals von mir gedacht hätte, das zu sagen: „Es wird ein zweites Zuhause“. Und so sehr man sich auch im Urlaub in ein Land verlieben kann… das was wir erleben ist nicht nur ein schönes Urlaubsfeeling. Auch wenn es „nur ein Jahr“ meines Lebens ist, lernt man die Kultur und die Menschen kennen und lieben. Man hat eben nicht im Kopf, dass es nach zwei Wochen Urlaub wieder nach Hause geht. Man erkennt das, was man an Zuhause vermisst, aber auch das, was man in diesem Land liebt und was man von Menschen einer anderen Kultur lernen kann. In dem Augenblick ging mir so viel durch den Kopf, dass ich am Ende einfach nur da oben stehen und staunen konnte.
Nachdem wir den Wind überlebt hatten, sind wir den nicht ungefährlichen Trampelpfad wieder nach unten gegangen und sind ins windgeschützte Auto geflüchtet. Der nächste Stop war „The Dark Hedges“. Wer die Serie „Game of Thrones“ geschaut hat, weiß jetzt wahrscheinlich sofort wovon ich rede. Dieser von Bäumen umsäumte Weg war Kulisse dieser Serie und auch wenn ich es beeindruckend fand, waren es im Endeffekt eben nur Bäume. Trotzdem habe ich es sehr genossen, diesen berühmten Ort sehen zu können.
Zusammen mit Alan und Linda schon sehr beeindruckend
Nachdem wir uns davon verabschiedet hatten, war es mittlerweile schon ganz schön spät geworden und wir sind nach Ballycastle Abendbrot essen gegangen. Dort haben wir einfach ein bisschen den Tag reflektiert und Linda und Alan die längsten deutschen Wörter vorlesen lassen. So etwas wie „Bundesausbildungsförderungsgesetz“ oder auch „Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung“ waren für die beiden relativ schwierig auszusprechen, haha. Von uns haben sie dennoch eine glatte eins bekommen.
Nachdem wir uns den Bauch mit gutem Essen vollgeschlagen haben, sind wir im Regen zum Auto gelaufen. Die Strecke, für die wir an der Küste ungefähr 4 Stunden gebraucht hatten, waren wir in 1 1/2 Stunden auf der Autobahn wieder zuhause.
Total glücklich und erschöpft haben wir uns dann ans Packen gemacht, denn schon am nächsten Tag ging es für uns erneut nach England zu „Fresh“. Seid gespannt.