Am 28.12 ging es für uns halb 8 zum Flughafen in Belfast. Wir haben zusammengepackt und Stephen aus der Gemeinde hat uns hingefahren. Am Flughafen hat alles super gut geklappt und wir konnten pünktlich 9:40 Uhr starten. Dorit und ich fliegen beide nicht gerne und waren deshalb sehr froh, dass wir einander hatten. Angekommen in London war ich total aufgeregt und habe mich so unglaublich auf Sunny gefreut. Ich hatte Dorit beauftragt zu filmen und jetzt haben wir den Augenblick auf Video. Dafür bin ich so dankbar.

Nach ein paar Minuten haben wir uns dann ein Ticket Richtung Stadtzentrum gebucht und sind eine halbe (!) Stunde mit dem Zug gefahren. Auf dieser Fahrt haben Sunny und ich uns erst einmal upgedatet, wie unsere Flüge waren, wie wir geschlafen hatten und was uns sonst noch so im ersten Moment eingefallen ist. Wir konnten es irgendwie nicht glauben, dass wir uns sehen und doch hat es sich so normal angefühlt.



In der London Bridge Zugstation angekommen, sind wir raus gegangen und waren erstmal ein bisschen überfordert, was wir denn jetzt genau machen wollen. Dorit musste noch auf ihren Reisebuddy warten und deswegen sind wir losgegangen, um den Eingang vom Shard (dem höchsten Gebäude Londons) zu finden. Das war aber leider geschlossen, genauso wie die Science Gallery, die wir dann besuchen wollten. Nach unserem erfolglosen Spaziergang, ist dann Lidia (Dorits Travelbuddy) angekommen und wir haben uns getrennt. Es war ungefähr um 12 und wir wussten, dass wir eine Stunde zu unserer Unterkunft laufen müssen. Wir konnten aber erst 15 Uhr einchecken und haben deswegen erstmal beschlossen den Schildern zur Tower Bridge zu folgen. Auf dem Weg haben wir rote Telefonzellen gefunden, Fotos gemacht und uns natürlich darüber unterhalten, wie unwirklich all das ist.






Als wir angekommen waren, konnten wir es erstmal nicht glauben, weil die Tower Bridge wirklich schön und sehr riesig war. Wir sind drüber gelaufen, hatten einen wunderschönen Blick auf die Themse und haben über die Preise für die Aussichtsplattform gestaunt. Da haben wir das erste Mal gemerkt, wie teuer London ist. Wir sind also nicht auf die Aussichtsplattform gegangen und haben unseren Weg fortgesetzt. An der anderen Seite der Themse, war der Weihnachtsmarkt aufgebaut und wir konnten die vielen Stände bestaunen.










Anschließen haben wir ganz zufällig nochmal Dorit und Lidia getroffen, uns ein bisschen unterhalten und uns dann auf den Weg zu unserer Unterkunft gemacht. Es war ungefähr um 3 und wir hatten seit dem Frühstück nichts mehr gegessen. Deswegen haben wir uns in ein Fast Food Restaurant gesetzt und vegane Burger gegessen. Nach ungefähr einer Stunde, haben wir uns dann endgültig zu unserer Unterkunft aufgemacht und haben zum Glück noch nicht geahnt, wie anstrengend diese Strecke mit Koffern und wenig Schlaf werden sollte.Auf dem Weg habe wir schon super viel gesehen, wie z. B. das Royal Opera House, zahlreiche Restaurants und viele schöne Gebäude.

Als wir dann um 5 in unserer Unterkunft waren und eingecheckt haben, sind wir nur noch ins Bett gefallen und haben unser Zimmer bezogen. Wir haben in einer Art Studentenwohnheim gewohnt und weil die Studenten über Weihnachten und Silvester nach Hause fahren, konnte man es buchen. Wir hatten also echt eine super Lage zum Stadtzentrum, haben uns sicher gefühlt und das Frühstück war inbegriffen. Nach einiger Zeit haben wir an diesem Abend doch noch Hunger gehabt und mussten uns nochmal aufraffen. Wir sind zum Tesco gelaufen und haben uns jeweils einen Meal Deal geholt. Bei einem Meal Deal kann man ein „Hauptgericht“, einen Snack und ein Getränk für drei Pounds kaufen und damit spart man sich wirklich viel Geld. Wir sind also wieder zurück in die Unterkunft gegangen, haben gegessen und nach einem Hop on, Hop off Busticket gesucht. Wir haben uns dann für das „Deluxe Ticket“ entschieden, in dem zwei Tage Bustour, das London Eye, eine Themsenfahrt und eine Abendtour mit dem Bus inbegriffen sind. Im nachhinein war dies auch wirklich die beste Entscheidung, obwohl es im ersten Moment ziemlich teuer erschien. Dann sind wir schlafen gegangen und haben uns sehr auf die kommenden Tage gefreut.
Am zweiten Tag sind wir aufgestanden und waren sehr gespannt auf das Frühstück. Wir sind also in die 6. Etage gefahren und den Schildern zum Restaurant gefolgt. Wir waren echt total überrascht von dem großen Buffet und der zahlreichen Auswahl. Es gab Früchte, Müsli, Cornflakes, Porridge, Spiegel- und Rührei, Speck, Pilze, Bohnen, Schnitzel, Würstchen, Croissants, Schokobrötchen, heiße Schokolade, Tee, Kaffee, Joghurt, Wurst und Käse und Toast.


Wir waren wirklich überrascht und haben uns für den Tag gestärkt. Dann sind wir zur nächsten Bushaltestelle auf der Regent Street gelaufen und haben dort auf den Bus gewartet. Am Anfang waren wir echt noch überwältigt von den vielen Leuten, denn weder Sunny noch ich waren das Großstadtfeeling gewohnt. Auch wenn Belfast die Hauptstadt von Nordirland ist, hat es weniger Einwohner als Dresden. Wir sind also in den Bus eingestiegen und haben die National Gallery, Westminster Abbey, den Big Ben bzw. Queen Elizabeth Tower, the Houses of Parliament, den Piccadilly Circus und den Trafalger Square gesehen.














Wir sind dann beim London Eye ausgestiegen und an der Themse entlanggelaufen. Dabei haben wir viele Straßenmusiker und Entertainer gesehen, bei denen wir dann auch eine Weile stehen geblieben sind und zugehört haben.
Dann sind wir weitergegangen und haben zahlreiche Restaurants und Essensstände gefunden. Wir haben uns einen Burrito geholt und uns an die Themse gesetzt. Wir haben über unsere Zukunft nach dem, unsere Freundschaft und generell über das unterhalten, was wir schon in 5 Monaten gelernt haben. Ich sag euch: es war eine ganze Menge.
Danach sind wir noch in ein Geschäft gegangen und haben Postkarten und Schlüsselanhänger als Mitbringsel gekauft. Bevor wir dann wieder zum London Eye gegangen sind, hatte mich Sunny noch überzeugt einen Ingwershot zu trinken beziehungsweise zu probieren. Ich weiß jetzt: Das mache ich nie wieder!! Mir hat es überhaupt nicht geschmeckt. Da die Fahrt auf dem London Eye in unserem Ticket inbegriffen war, konnten wir uns eine Zeit und einen Tag aussuchen, wann wir sie machen wollen. Ohne weiter darüber nachzudenken, haben wir halb vier gewählt und es war die perfekte Zeit, weil gerade die Sonne untergegangen ist. Ich bin ja nicht wirklich ein großer Fan von Höhen, aber der Ausblick war einfach zu schön um Angst zu haben. Wir konnten wirklich fast ganz London sehen und waren erneut beeindruckt.








Danach haben wir noch den Sonnenuntergang an der Themse genossen und sind dann mit dem Bus wieder zur Regent Street gefahren.
Da es ja noch nicht so spät war, haben wir beschlossen zum Stadtteil Soho zu gehen. Dieses Viertel wird bei Wikipedia als kulturelles Zentrum Londons mit Schwulenbars, Erotikshops, Pubs und Straßenmärkten beschrieben. Das wussten wir vorher nicht und rückblickend habe ich es tatsächlich nicht einmal gemerkt. Uns ist eher Chinatown, die vielen Theatergebäude und Geschäfte in Erinnerung geblieben. Und so haben wir an diesem Abend ein großes Plakat des Musicals „Matilda“ gesehen und haben spontan gefragt, ob sie noch Karten haben und wie viel die kosten würden. Leider waren die echt teuer und im hintersten Teil des Theaters, sonst hätten wir uns tatsächlich fast im Musical wiedergefunden. Spontane Situationen wie diese, habe ich tatsächlich so sehr vermisst und mit keinem machen sie soviel Spaß, wie mit Sunny. Wir fanden uns in dem Moment wirklich sehr cool 😀





Wieder zuhause angekommen, haben wir uns bettfertig gemacht, wieder einmal viel zu lange gequatscht und sind schlafen gegangen.
Am 30. Dezember sind wir wieder aufgestanden und haben das tolle Frühstück genossen. Nachdem wir uns fertig gemacht und alles zusammengepackt hatten, sind wir wieder zu unserer Bushaltestelle auf der Regent Street gegangen. Weil wir an diesem Tag etwas eher dran waren, hatten wir Zeit um nach einer Winterjacke für Sunny zu suchen. Wir hatten allerdings nicht mit so viel Menschen in den Geschäften und vor allem nicht damit gerechnet, dass viele ohne Maske unterwegs sind. Ich konnte gar nicht zählen, wie oft wir gesagt haben, dass es ein Wunder ist, wenn wir aus London ohne Coronainfektion zurückkommen und das konnten wir beide wirklich nicht gebrauchen. Nach 1 1/2 Stunden Suche haben wir es schon fast aufgegeben und sind Richtung Bushaltestelle gegangen. Aus Spaß sind wir in einen „Levis“ rein gegangen und haben dort tatsächlich die perfekte Winterjacke gefunden. Wir waren wirklich super dankbar, haben uns an die Bushaltestelle gesetzt und gequatscht, bis der Bus kam. Dann sind wir erneut zum London Eye gefahren, dort ausgestiegen und wollten eigentlich erstmal zum Buckingham Palace laufen. Dann war es aber schon so spät, dass wir beschlossen haben, erst die Bootstour zu machen. Also haben wir unser Ticket gezeigt und sind in See gestochen. Auf dem Boot, gab es einen Mitarbeiter der alles kommentiert hat, an dem wir vorbeigefahren sind und uns ein bisschen „durch die Stadt“ geführt hat. Auf unserer Fahrt haben wir die vielen Brücken Londons, die Tower Bridge, Westminster Abbey und Big Ben und außerdem super viele Häuser von reichen Menschen, gesehen.





Nach 1 1/2 Stunden sind wir dann in Greenwich angekommen und hatten exakt 20 Minuten, bis es wieder zurückging.
Inzwischen war es ungefähr halb 4 und wir hatten seit dem Frühstück nichts mehr gegessen. Deswegen lautete unsere Mission: Finde etwas zu Essen. Also sind wir ein wenig weiter Richtung Stadt gelaufen und fanden ganz spontan den „Greenwich Market“. Es hat mich ein kleines bisschen an St. Georges Market in Belfast erinnert, nur ein bisschen kleiner war es. Also haben wir dort verzweifelt nach Essen gesucht, aber überall standen so viele Leute. Im hinteren Teil der Markthalle hatte man einen wundervollen Blick auf die Dekoration und den ganzen Trubel. Hätten wir nicht so viel Zeitdruck gehabt, hätte ich mich Stunden auf dem Markt aufhalten können. In unserer Eile haben wir dann doch noch einen Hotdog Stand gefunden, bei dem keine Leute anstanden und nachdem wir die Preise gesehen haben, wussten wir auch warum. Für zwei Hotdogs haben wir einfach 16 Pounds bezahlt. Das sind umgerechnet ungefähr 20 €. In dem Moment hatten wir allerdings so dolle Hunger, dass es uns dann auch egal war und sie haben wirklich gut geschmeckt.

Nachdem wir die Hotdogs in uns hineingeschlungen haben, wollten wir wieder aufs Boot zurück, nur leider war das Tor zu, wodurch wir wieder zum Wasser gekommen wären. Nach einiger Zeit suchen, haben wir dann auch noch andere Leute gefunden, denen dasselbe passiert ist und wir haben uns einfach als Gruppe zusammengetan. Dann ist auch irgendwann eine Mitarbeiterin gekommen und hat uns wieder zurück gelassen. Als wir wieder auf dem Boot waren, haben wir uns erstmal hingesetzt und den Stress sacken lassen. Dann ging es wieder zurück, wir haben schöne Häuser gesehen und die Tower Bridge, wie sie wunderschön beleuchtet wurde, denn es war inzwischen dunkel geworden.




Als wir wieder beim London Eye angekommen waren, haben wir noch ein paar Fotos gemacht und sind zum Treffpunkt für die Abendtour gelaufen. Dort standen wir dann erstmal eine Weile und haben unsere nächsten Tage geplant. Ungefähr dreiviertel 6 kam dann der Bus und wir konnten eine Platz im Freien ergattern. Also haben wir uns hingesetzt, Kopfhörer aufgesetzt und uns durch London führen lassen. Eigentlich war es genau die gleiche Strecke, die der Bus auch am Tag fährt, nur eben bei Nacht. Wir haben die wunderschönen Lichter der Oxford Street bewundert und sind am Hyde Park entlang gefahren.
Nach zwei Stunden waren wir allerdings ganz schön durchgefroren und waren froh, als wir wieder aussteigen konnten. Wir sind dann nach Hause gegangen, haben uns auf der Strecke noch eine Pizza im Restaurant schmecken lassen und sind dann sehr geschafft in unserer Unterkunft angekommen. Während der Bustour haben wir ausgemacht, dass wir abends meinen Lieblingsfilm „Wild Child“ auf Netflix gucken. Also haben wir es uns gemütlich gemacht und den Film geguckt. Alles in allem ein absolut gelungener, anstrengender und wunderschöner Tag.
Am Freitag hatten wir eigentlich nicht geplant das Haus zu verlassen, weil wir viele Horrorgeschichten von London an Silvester gehört hatten. Trotzdem war auch der Buckingham Palace auf unsere Liste und bis dahin hatten wir auch noch keine besorgniserregende Menschenmengen gesehen. Außerdem wollten wir uns da mit Dorit und Lidia treffen und gemeinsam Essen gehen. Also haben wir ganz entspannt gefrühstückt und mussten spätestens 11:35 Uhr am Bus sein, denn dann waren die 48 Stunden, für die wir das Ticket hatten, abgelaufen. Leider haben wir uns wie immer verquatscht und sind dann halt kurz vor 11 losgegangen. Es wurde tatsächlich langsam knapp und wir haben schon die Busse im Internet verfolgt um zu wissen, ob noch einer pünktlich kommt. 11:28 Uhr sind wir dann in den Bus gestiegen und hatten gerade nochmal Glück. Mit Dorit hatten wir ausgemacht, dass wir uns um 12 am Buckingham Palace treffen. Wir haben schon geahnt, dass wir später kommen werden, aber dass es im Endeffekt eine Stunde wird, die wir zu spät kommen, hätten wir nicht gedacht. Der Bus hat einfach für alles Ewigkeiten gebraucht und wir sind einfach nicht vorangekommen.






Um 1 waren wir dann aber endlich da, haben den Buckingham Palace gesehen und Dorit und Lidia gefunden. Wir haben uns unterhalten, Fotos gemacht und sind dann Richtung Vapiano gelaufen. Der Weg führte uns am Piccadilly Circus und an roten Telefonzellen vorbei und da mussten wir natürlich auch erstmal für ein paar Fotos anhalten.






Bei Vapiano angekommen waren wir erstmal sehr beeindruckt von der Einrichtung des Restaurants. Wir haben uns alle etwas bestellt und über ganz verschieden Dinge gesprochen. Sunny kannte Lidia und Dorit ja eigentlich gar nicht und deswegen ging es um Dinge wie, wir uns für ein Auslandsjahr entschieden hatten und was wir alle so machen, etc.
Es war richtig schön und wir wollten uns irgendwie noch nicht trennen. Deswegen sind wir noch in einen Park gegangen, haben uns auf eine Bank gesetzt und weiter gequatscht. Nach einiger Zeit wurde es dann aber dunkel und wir wollten alle zurück in die Unterkunft gehen. Also haben wir uns verabschiedet und sind zurückgegangen. Nachdem wir uns ein bisschen ausgeruht und mit unseren Familien telefoniert hatten, sind wir nochmal zum Tesco und Subway gegangen und haben uns Snacks und Abendbrot geholt. Wenn ich das so schreibe, wirkt es, als hätten wir nichts anderes als gegessen. Haben wir aber! Ich verspreche es!

Die Zeit bis Mitternacht verging super schnell. Wir haben uns beide noch ein bisschen Zeit genommen fürs Tagebuch und Karten schreiben oder auch für einen kleinen Jahresrückblick und dann haben wir kurzerhand beschlossen, nach draußen zu gehen. Es war also zehn Minuten vor null Uhr und wir haben uns angezogen, sind nach draußen gegangen und binnen weniger Sekunden fing das Neue Jahr an. Wir haben es eigentlich nur mitgekriegt, weil neben unserer Unterkunft ein Club war, in dem die Menschen nicht gerade leise auf 2022 angestoßen haben. Uns war das aber Recht und wir haben uns umarmt und mit irgendeiner Schorle, die wir im Tesco gekauft haben, angestoßen. Dann konnten wir sogar das Feuerwerk sehen und sind auch nochmal Richtung Stadt gelaufen.
Auf dem Weg haben wir auch sehr viele betrunkene Leute gesehen und wie sie sich alle in einen Club gedrängt haben. Da war ich noch einmal mehr dankbar, dass wir uns gegenseitig hatten und sicher sein konnten, dass wir uns an diesen Jahresbeginn auch noch erinnern. Wir waren also auf der Oxford Street, haben ungefähr 100 Menschen ein Frohes Neues Jahr gewünscht und sind dann wieder zurück in unsere Unterkunft gegangen. Dort gab es noch jeweils einen Donut für uns, wir haben Zähne geputzt und wollten uns dann eigentlich gleich bettfertig machen. Irgendwie haben wir dann aber festgestellt, dass das Bad eine tolle Akustik hat und so kam uns die Idee einfach mal ein paar alte Schinken aus der Schulzeit rauszuholen und wieder zweistimmig zu singen. Lustigerweise gibt es davon sogar Videos, weil wir diesen Moment festhalten wollten.
Nachdem wir dann noch ungefähr eine Stunde weitergequatscht hatten, sind wir ungefähr halb 3 schlafen gegangen.
Am nächsten Morgen wollten wir es ganz ruhig angehen lassen. Wir mussten aber trotzdem spätestens halb 10 aufstehen, weils nur bis um 10 Frühstück gab.


Außerdem hatten wir auch an diesem Tag etwas vor, nur waren wir darum etwas besorgt. Sunny hatte schon Zuhause Tickets für das „Winter Wonderland“ im Hyde Park gebucht, weil wir unbedingt Schlittschuh fahren wollten. Leider ist Sunny aber sehr ordentlich und löscht immer gleich alle E-Mails, in diesem Fall aber auch die Wichtigen. Und auch im „zuletzt gelöscht“ Ordner waren sie nicht aufzufinden, weil „wenn schon, denn schon“. Ich fand es aber gar nicht so schlimm, weil das eine richtige Sunny-Aktion war und ich sie viel zu sehr vermisst habe, als sauer zu sein. Also sind wir ungefähr um 12 aufgebrochen und zum Winter Wonderland gelaufen.

Als wir dort waren, stieg die Spannung, weil wir ja nicht wussten, ob wir unsere Tickets jetzt wiederbekommen würden. Es ging aber glücklicherweise alles gut und war kein Problem. Wir haben der Frau beim Ticket-Schalter einfach erzählt, was passiert ist und schwups hatten wir unsere Tickets in der Hand. Die traurige Nachricht war aber, dass es zu warm war, um Schlittschuhlaufen zu gehen, denn das Eis ist geschmolzen. Das konnte unsere Freunde über die Tickets nicht trüben und wir sind einfach so ins Winter Wonderland reingegangen. Und wir waren echt überwältigt. Es war einfach wie Weihnachtsmarkt und Rummel zusammen. Überall waren Achterbahnen und Essensstände aufgebaut. Außerdem gab es einfach ein Riesenrad, freien Fall, Karussells und so viel mehr. Wir waren erstmal total überfordert und sind am Anfang geblieben. Dort gab es auch Stände mit Tassen, Badebomben, Schals und vielem mehr. Wir haben überlegt, etwas als Mitbringsel zu kaufen, aber das wäre einfach so viel Aufwand gewesen, dass alles zurück nach Belfast und dann vielleicht noch nach Deutschland zu bringen. Also haben wir erstmal nur die Atmosphäre genossen und sind weiter gelaufen.
Wir haben dann ein Schild gesehen, auf dem „Bavarian Village“ also Bayrisches Dorf draufstand und wollten natürlich unbedingt sehen, was das bedeutet. Also sind wir da rein gegangen und haben einen Stand mit Glühwein und Kinderpunsch!!! gesehen. Sunny hatte überall auf Guernsey danach gesucht, aber nie gefunden.


Also hat sie sich einen Kinderpunsch geholt und wir haben uns in ein Bierzelt gesetzt.
Es hat sich wirklich wie Zuhause angefühlt und wir haben angefangen über unsere Schulzeit zu quatschen. Wir haben echt gemerkt, wie dankbar wir sind für die Bildung, die wir einfach die letzten 12 Jahre in unserem Leben bekommen haben, und echt gemerkt, wie viele Türen es einem öffnet. Hört sich vielleicht langweilig an und ich bin immer noch nicht davon überzeugt, dass alles was wir in der Schule gemacht haben sinnvoll war, aber wir haben uns durchgekämpft und können richtig stolz darauf sein. Nachdem wir dann ein bisschen nostalgisch geworden sind, war es schon um 3 und wir wollten wirklich nochmal weitergehen. Also haben wir unseren Weg durch die Menschenmassen fortgesetzt und weitere deutsche Wörter gefunden. Da gab es die Almhütte, Hela Gewürz Ketchup, Senf, Bratwurst, deutsches Bier, und einen Stand, der einfach „Schnapsdrossel“ hieß. Es ist so seltsam, so begeistert davon zu schreiben, weil es in den letzten Jahren so normal war, aber dort in London habe ich es so wertgeschätzt auf deutsche Dinge zu treffen. Ich habe es einfach wirklich sehr vermisst. Nicht einmal die Dinge an sich, sondern mehr das Gefühl von Vertrautheit und den Dingen, die man kennt.










Irgendwann haben wir dann auch angefangen zu überlegen, was wir an Achterbahnen fahren oder Attraktionen machen wollen. Bei vielen Sachen sind wir vorbei gelaufen, haben uns angeguckt und gleichzeitig „Nope“ gesagt. Ich wollte aber auch kein Weichei sein, denn da dachte ich mir: wenn wir schon was fahren, dann auch richtig! Zu manchen Sachen konnte ich Sunny allerdings nicht überzeugen und dann haben wir uns für die Achterbahn „Heidi“ entschieden. Die sah gar nicht so schlimm aus und hat uns eben auch an Zuhause erinnert.
Wir dachten, dass wir mit unseren Schlittschuhbahn Tickets eine Achterbahnfahrt umsonst machen können. Das hat aber leider nicht geklappt und dann mussten wir doch bezahlen. Aber das war kein Problem und wir sind durch den Eingang spaziert. Als wir da so in der Warteschlange standen, konnten wir uns weiterhin an deutschen Wörtern erfreuen. Da standen die Sicherheitshinweise auf deutsch und auch die Aufkleber hatten eine deutsche Aufschrift. Zusätzlich haben sie dann noch bayrische Lieder gespielt und wir fanden es so lustig und haben natürlich mitgeträllert.


Dann sind wir und zwei andere Mädels eingestiegen und wir waren zum Glück alle irgendwie hibbelig. Nachdem wir uns gegenseitig ungefähr 200x versichert haben, dass alles gut ist, ging es dann los. Ich muss sagen, dass meine Stimmbänder mehr gelitten haben, als ich gedacht hätte und bei jeder Kurve haben wir alle vier lauthals geschrien, aber sonst war es eigentlich die perfekte Fahrt.


Nachdem wir wieder draußen waren, hatten wir einen richtigen Adrenalinkick und haben erstmal etwas zu essen gesucht. Mittlerweile war es nämlich schon wieder halb 4 und wir hatten seit dem Frühstück nichts gegessen. Also haben wir uns sehr überteuerte Waffeln geholt und uns einen Sitzplatz gesucht. Wir haben dann kleine Hütten gefunden, mit einer Wärmelampe (auch wenn es nicht besonders kalt war) und haben die Waffeln genossen.

Beim essen, haben wir dann bemerkt, dass wir neben einer Art Festzelt saßen, in dem es deutsche Blasmusik und deutsches Essen gab. Zuerst haben wir uns nur darüber gefreut und als wir dann noch eine Pizzabretzel geteilt hatten, haben wir dann doch entschieden dort reinzugehen und die Musiker zu fragen, ob sie deutsch sprechen können. Das hatten wir ungefähr schon zweimal bei anderen Ständen probiert und immer haben die Leute verneint. Also haben wir ein drittes Mal unser Glück versucht und den einen Musiker, der neben der Bühne stand, gefragt, ob er deutsch spricht. Und er hat tatsächlich mit „Ja“ geantwortet. Ich kann gar nicht mehr sagen, warum wir uns SO sehr gefreut haben, aber es war einfach richtig cool, sich kurz mit jemanden in der eigenen Muttersprache zu unterhalten. Er hat uns dann gefragt wo wir herkommen und ein bisschen über die Musiker erzählt. Wir haben uns also kurz unterhalten und dann auch schon verabschiedet. Draußen haben wir dann überlegt, was wir machen, wollten aber noch nicht gehen. Und so haben wir uns auf eine Bank gesetzt, einfach Leute beobachtet und uns unterhalten. Nach ungefähr 20 min haben wir gesehen, dass der Mann mit dem wir geredet hatten, jetzt im Zelt singt und das wollten wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Also sind wir wieder reingegangen und zu unserer Überraschung hat er uns sogar wieder erkannt und zugewunken. Wir haben uns dann an einen Stehtisch gestellt und zugehört, wie er ein paar italienische Schlager gesungen hat, die Sunny alle von ihren Schiffsreisen kannte.
Und nach zwei oder drei Liedern hat er dann etwas angekündigt und gesagt: „Den nächsten Song widme ich den zwei jungen Damen da hinten, die kommen nämlich aus Dresden in Deutschland. Und ich werde einen Song von Andreas Gabalier singen. Kennt ihr den?“ Damit wussten natürlich alle in diesem Zelt über uns Bescheid und haben gesehen, dass unser Grinsen von einem Ohr zum anderen ging. Wir hätten nicht glücklicher sein können. Und als er angefangen hat zu singen, haben wir am Platz angefangen zu tanzen, bis eine Familie uns angedeutet und angefeuert hat, auf die Tanzfläche zu gehen. Und das haben wir uns natürlich nicht nehmen lassen! Ab in die Mitte und genießen. Das war unser Motto.
Nachdem wir überglücklich über diesen wundervolle Geschenk waren, sind wir nochmal zu ihm hingegangen und haben uns herzlich bedankt. Ich weiß nicht, ob er wusste, wie glücklich er uns in dem Moment gemacht hat. Wir hatten während unserer Tanzperformance gesehen, dass zwei Frauen es gefilmt haben, und dieses Video wollten wir super gerne haben. Deswegen sind wir noch zu ihnen hingegangen und haben uns kurz unterhalten. Zuerst dachten wir, dass es einfach ist ein Video über Bluetooth zu schicken, aber dass hat irgendwie alles nicht geklappt. Nach ungefähr 20 Minuten haben wir es dann doch irgendwie über Facebook Messenger hinbekommen, uns bedankt und nochmal Tschüss zum Sänger gesagt. Er hat uns dann noch seine „Künstlerkarte“ mitgegeben und wir sind völlig benebelt und happy dann zum Ausgang gegangen.
Als wir draußen waren, mussten wir erstmal kurz Pause machen und uns darüber unterhalten, was gerade passiert ist. Wir waren so dankbar und an genau solche Momente denke ich so gerne zurück. Denn das liebe ich am reisen mit Sunny: wir haben immer gar keinen Plan von irgendwas, aber finden dadurch einfach die besten Dinge. Wir leben im Moment, genießen was Gott uns schenkt, gehen uns auch mal auf die Nerven, aber verstehen uns in jeder Situation. Ich wollte nicht, dass wir uns wieder trennen müssen, aber manche Dinge kann man eben einfach nicht ändern. Also haben wir uns wieder auf den Weg zu unserer Unterkunft aufgemacht, zwischendurch noch unsere Postkarten verschickt und waren dann wieder völlig platt.

Wir haben uns bettfertig gemacht, noch einen Film fertig geguckt, den wir angefangen haben, eine Maske gemacht und dann brauchten wir beide irgendwie noch ein bisschen Zeit für uns. Deswegen hat Sunny Musik gehört, Tagebuch geschrieben und eine Ruhepause gemacht, während ich ihr Handy haben durfte und alles was ich wollte auf Netflix gucken konnte. Kurze Erklärung dazu: Ich hatte bis zum Sommer auch noch Netflix und dann haben sie aber ihre Regeln umgestellt und man konnte bei einem Konto von 5 Personen nur noch an drei Geräten gleichzeitig gucken und das hat natürlich keinen Sinn gemacht. Deswegen habe ich mich super gefreut mal wieder ein bisschen Netflixluft zu schnuppern und mir etwas rauszusuchen. Ich habe dann einen Film geguckt, mit dem Titel „Safe Haven“. Er fing super gruselig an, aber ist einfach so schön ausgegangen und ich habe am Ende tatsächlich richtig geweint, weil ich so inspiriert war, das Beste aus meinem Leben zu machen. Das klingt vielleicht dramatisch und unglaublich emotional, aber manchmal inspirieren mich solche Filme oder auch Geschichten, vor allem, wenn sie auf einem Roman beruhen. Große Empfehlung also für diesen Film und vergesst die Taschentücher nicht!
Danach musste ich erstmal Sunny davon erzählen und wir haben beide im Hotelzimmer gelegen und geweint. Wir haben dann auch noch über andere Dinge gequatscht, unsere Koffer gepackt und haben dann irgendwann ausgemacht.
Am letzten Morgen sind wir aufgestanden, haben das restliche Zeug gepackt und sind schweren Herzens das letzte mal zum Frühstück gegangen. Wir haben es uns nochmal schmecken lassen und sind dann auschecken gegangen. Mit Koffern und allem Gepäck haben wir uns dann wieder zur Zugstation aufgemacht und wussten ja, dass das mindestens eine Stunde dauert. Nach der Hälfte haben wir uns nochmal in einen Park gesetzt und über alles Mögliche gequatscht. Die Zeit verflog mal wieder viel zu schnell und nach einer Stunde, mussten wir dann wirklich los. Als wir in der Stadt angekommen waren, sind wir nochmal in einen Tesco gegangen und haben uns etwas zu essen geholt. Dann haben wir uns überteuerte Tickets gekauft und sind mit dem Zug wieder eine halbe Stunde zum Flughafen gefahren.


Dort haben wir uns erstmal hingesetzt und unsere Fotos von den letzten Tagen „geairdroped“. Das heißt, wir haben sie uns sozusagen gegenseitig geschickt. Als das auch erledigt war, haben wir unsere ganzen Ausgaben zusammen gerechnet und entschieden, wer wem was schuldet. Und dann waren alle Punkte auf unserer To-Do Liste abgehakt.
Wir sind also zur Sicherheitskontrolle gegangen und mussten uns voneinander verabschieden, weil mein Flug eher ging. Wir haben natürlich bitterlich geweint und standen allen Leuten voll im Weg, aber da waren wir zum Glück nicht die Einzigen. Irgendwie waren alle so emotional und mussten sich voneinander verabschieden, sodass wir irgendwie gar nicht aufgefallen sind. Aber ich habe mich ungefähr 100x umgedreht und nochmal gewunken.
Die Sicherheitskontrolle und das Boarding hat dann alles ohne Probleme geklappt und schon saß ich wieder im Flugzeug. Es hat sich nach dieser Woche mit Sunny so komisch angefühlt 1. alleine in den Flieger zu steigen und 2. nicht nach Hause, also nach Deutschland zu fliegen. Ich wollte irgendwie nicht, dass das schon wieder alles vorbei ist, und dass ich ab da wieder auf mich alleine gestellt war. Irgendwie bin ich mit gemischten Gefühlen wieder nach Belfast geflogen. Trotz allem habe ich mich unglaublich gefreut, als wir dann wieder in Belfast gelandet sind und Stephen mich abgeholt hat. Es hat sich schon irgendwie wieder so normal angefühlt und trotzdem so komisch. In mir war ein totales Gefühlschaos. Als ich dann wieder zuhause war, habe ich erstmal unsere Post zusammen gesammelt und wollte die Heizung anmachen… Nur leider ging die irgendwie nicht. Also habe ich mir eine Jacke angezogen und habe eben meinen Koffer ausgepackt. Nachdem ich nochmal mit Sunny telefoniert habe, die dann mittlerweile auch gut durchs Boarding gekommen war, habe ich mich in mein Bett gehuschelt und nochmal die Fotos angeguckt. Ich bin an diesem Abend mit einem lachenden und weinenden Auge schlafen gegangen, denn ich wusste, dass Belfast mein Zuhause für dieses Jahr ist und wir noch unglaublich viele gute Dinge erleben werden. Und gleichzeitig wollte ich einfach zurück und London am liebsten nochmal erleben.
Ich bin so dankbar für Möglichkeiten, wie diese Londonreise und für mich ist das absolut nicht selbstverständlich so etwas machen zu können. Mit jedem rückblickenden Gedanken merke ich, wie reich gesegnet ich bin. Ich habe so viel gelernt durch diesen Trip, aber vor allem, dass Zuhause auch ein Stück weit Menschen sein können und egal was passiert: Freundschaft bedeutet, dass man sich gegenseitig unabhängig voneinander die beste Zeit des Lebens wünscht und dann immer noch weiß, wer die erste Person ist, der man es erzählen wird. Danke Sunny für deine Freundschaft. Du bist die beste Freundin der ganzen Welt!!